Was ist Kung Fu?
"Kung Fu" ist der westliche Begriff für das chinesische Gong-fu (in China bekannt als "Wushu") und heißt übersetzt "harte Arbeit". Es ist eine moderne Bezeichnung für die chinesischen Kampfkünste. Im alten China konnte sich der Begriff Kung Fu auch auf solche Künste wie Malerei, Poesie oder Kochen beziehen, aber auch heute hat er etwas von der ursprünglichen Bedeutung beibehalten, denn um zur Perfektion, der Kunst des Kung Fu, zu gelangen, muß man hart arbeiten, viel studieren und ständig praktizieren. "Kung Fu" beinhaltet, wie schon erwähnt, nicht nur Kampfkunst und Körperertüchtigung, sondern neben anderen Künsten auch philosophische und medizinische Aspekte und wurde zur nationalen Tradition in China. Wenn man aber heute hier fragt, was Kung Fu ist, so erfährt man, daß es sich um eine chinesische Kampfkunst handelt, die sich in verschiedene Stilrichtungen unterteilt, ob traditionelle oder moderne, harte oder weiche etc. Heute sind über 400 Stile bekannt. TOP
 

Woher kommt Kung Fu?
Die Entstehungsgeschichte der Kampfkünste ist leider so verworren und sagenumwoben, daß keine definitiv richtige Aussage dazu gemacht werden kann. Die am weitesten verbreitete Geschichte erzählt, daß im Jahre 480 der 28. Patriarch des indischen Zen-Buddhismus, Bodhidharma (Tamo), nach China in das Shaolin - Kloster in der Provinz Honan zog. Er lehrte die Shaolin - Mönche körperliche Übungen, um damit schneller Ermüdung während langer Meditation vorzubeugen und sich körperlich fit zu halten. Wegen der Notwendigkeit, sich verteidigen zu müssen, wurden auch Schläge, Abwehren, Stöße und Tritte sowie uralte Stocktechniken praktiziert, d.h. die Übungen dienten zur Verteidigung und zur Gesunderhaltung.

Nach Bodhidarmas Tod erweiterten nachfolgende Mönche diese Übungen und brachten noch Bewegungen aus der Tierwelt mit ein, die sie aus Beobachtungen in der Natur entwickelten. Nachdem das Kloster zerstört wurde lehrten die überlebenden Mönche ihren Stil weiter, und bald fanden diese Kampfkünste ihren Weg in andere Länder, wo sie sich wiederum weiterentwickelten und immer bekannter wurden. TOP
 

Was bedeutet "äußerliches" Kung Fu?
Die erste Definition der Unterschiede zwischen "äüßeren" und "inneren" Stilen hat der Meister Zhang Sanfeng (12. Jhd.) gegeben. Er schrieb, die Grundlage des Waijia (der "äußeren" Richtung) sei die Kräftigung der Muskeln und Knochen, die Regulation der Atmung und in der Taktik die Vereinigung von Sanftheit und Härte, der Übergang vom Zurückweichen zum Angriff. Hier zählen die Bewegungen des Körpers- der Schultern, der Hüften, der Arme und Beine und des Kopfes. Bei "äußeren" Schule hängt z.B. die Durchschlagskraft eines Schlages von der Muskelkraft des Armes, seiner Schnelligkeit und teilweise auch vom Schwung der Hüften ab. TOP
 

Was bedeutet "innerliches" Kung Fu?
Beim Neijia (der "inneren" Richtung) spielt das Training des Körpers im Vergleich zum Training der Steuerung der eigenen Lebensenergie (Qi-gong) eine untergeordnete Rolle. Die Taktik beruht auf dem daoistischen Prinzip des Nicht-Tuns und der Ausnutzung der Fehler des Gegners. In allen Schulen der "inneren" Richtung dominiert der geistige Ursprung über dem körperlichen. Reine Kraftübungen, die nicht unmittelbar zur Ausfeilung der Techniken gehörten, galten als überflüssig und nutzlos. Die "inneren" Stile nehmen von dem sogenannten daoistischen Yoga ihren Ausgang. Die Meditation, die Atemübungen und der riesige Komplex technischer Verfahren üben auf den Blutkreislauf und das Nervensystem einen günstigen Einfluß aus und fördern die Gesunderhaltung aller lebenswichtigen Organe. Es gilt das Gesetz der Ganzheit - die Übertragung der Kraft und der Energie von den Füßen durch den ganzen Körper bis in die Fingerspitzen (beim Schlag mit der Hand). Die drei großen Schulen der "inneren" Stile sind die Schulen des Taijiquan, des Baguaquan und des Xingyiquan. TOP
 

Was ist der Unterschied zwischen Kung Fu und z.B. Karate oder Kick - Boxen etc.?
Wie der Entstehungsgeschichte zu entnehmen ist, gelangten die Kampfkünste der Shaolin nach der Zerstörung des Klosters auch in andere Länder, wo sie sich weiterentwickelten. Hier ist bereits der erste Unterschied zu erkennen: das Herkunftsland. Im Fall des "Karate" (übersetzt: leere Hand) fand die Entwicklung in Okinawa, Japan statt. Ein weiterer Unterschied findet sich in der Bewegungsstruktur. Während das Kung Fu insgesamt eher flüssige Techniken und verschiedenste Körperhaltungen leert, arbeiten die Karate-Ka (Karate-Übende) eher statisch und mit festen Brennpunkten. Den Unterschied kann man deutlich in den Formen (Kata) sehen. Einige Stile arbeiten eher mit tiefem Schwerpunkt, während andere hohe Stände und gesprungene Techniken bevorzugen; wieder andere vertiefen sich hauptsächlich in den sportlichen Zweikampf (zB. Kickboxen, während der nächste sich auf das perfekte Vorführen von Formen spezialisiert. TOP
 

Was hat es mit den Tieren auf sich, von denen man in einigen Kung Fu -Stilen spricht?
Wie der Geschichte des Kung Fu zu entnehmen ist, brachte der indische, buddhistische Mönch Bodhidarma den Shaolin - Mönchen die ersten Kampftechniken bei. Nach seinem Tod wurden diese von den nachfolgenden Mönchen erweitert, wobei gleichermaßen Wert auf Gesten für den medetativen Tanz wie auch auf Techniken der Selbstverteidigung gelegt wurde. Als die Mönche in der Tierwelt neue Bewegungen aus genauen Beobachtungen des Kampfverhaltens entdeckten, teilten sich die Bewegungen in fünf grundlegende Gruppen: Leopard, Kranich, Tiger, Schlange und Drachen. Jeder Stil studierte die Bewegungen seines tierischen Namensvetters und benutzte sie in seinem System. Das Prinzip, "von der Natur lernen", trifft in diesem Fall absolut zu. Heute gibt es viele Stile, die auf solcherlei Beobachtungen aufbauen und sich diesen Hinweis der Natur zunutze machen. TOP
 

Kung Fu ist unter anderem auch aus Tierbeobachtungen entstanden. Woher aber kommt der Drachenstil?
So wie damals sind auch heute noch zahlreiche Fabelwesen im chinesischen Kulturkreis zuhause. Dazu gehören z.B. Feng (Phönix), Peng (der größte Vogel der Welt), Mo (ein gelb-schwarzes wildes Tier, das nachts den Traum bzw. den Alptraum frißt) und viele andere noch mehr. Dazu gehörte natürlich auch Long, der Drache; eine Gestalt, die in der chinesischen Geschichte eine nicht wegzudenkende Rolle spielt. So hat z.B. der blaue Drache Qing-long zusammen mit drei anderen Fabeltieren das Ehrenamt eines Wächters für den Kaiserpalast. Der Gründer einer neuen kaiserlichen Dynastie berichtete jeweils, daß seine Mutter ihn nicht von einem Sterblichen empfangen hätte sondern von einem Drachen, oder zumindest im Traum den zum Himmel aufsteigenden Drachen gesehen hätte. Nur dann galt er als rechtmäßiger Anwärter auf den Kaiserthron. Das Zeichen des Drachen galt als kaiserliches Wappenzeichen und dufte von anderen nicht gebraucht werden. Jeder Mißbrauch wurde mit dem Tod bestraft. Woher aber kommt der Drache und der Shaolin- Drachenstil "Long-quan"?

Sicher ist der Drache, wie andere Fabelwesen auch, nicht völlig frei erfunden. Es gibt Grund genug anzunehmen, daß sie oft auf Tiere zurückgehen, die man zwar selbst nie gesehen hatte, von deren Existenz jedoch Reisende aus fernen Ländern berichtet hatten. Die Eigenschaften dieser Tiere wurden dann durch die wissenschaftliche Lehrmeinung der damaligen Zeit festgelegt. Das Vorbild für den Drachen waren im fernen Osten mit größter Wahrscheinlichkeit Eidechsen, Gekkos und Krokodile, also Tiere, die im Süden des chinesischen Subkontinentes wirklich lebten. Daher ist anzunehmen, das die Bewegungen des Drachenstils (Shaolin Long-quan) Nachahmungen der Bewegungen dieser Tiere sind oder ein effektives Gemisch daraus. TOP
 

Wird in einer Kung Fu- Schule auch Buddhismus gelehrt?
Nicht maßgeblich. Es gibt Schulen, in denen z.B. traditionelles Shaolin Kung Fu unterrichtet und auch auf den religiösen Aspekt dieser Kampfkunst geachtet wird. Sie wollen dadurch das Leben und das Training der buddhistischen Mönche ganzheitlicher nachempfinden. Heutzutage ist es aber nicht zwangsläufig im Trainingsplan eingebunden, sich dieser Religion anzunehmen, wenn man eine Kampfkunst oder einen Kampfsport erlernen möchte. Wer dies möchte, kann sich natürlich privat um eine solche Ausbildung kümmern, und es hat mit Sicherheit einen hohen Wert, sich in diesem Thema auszukennen, weil man gewisse Prinzipien der Kampfkunst aus einer anderen Perspektive sehen lernt und sie ganz anders aufnimmt als andere, die sich nur mit dem äußerlichen, körperlichen Training beschäftigen. Schließlich entstand der Ursprung der Kampfkünste, das Kung Fu, in einem buddhistischen Kloster in China. TOP
 

Woher kommt die Grußhaltung der Hände im Kung Fu? Was bedeutet sie?
Was für uns das alltäglich gebräuchliche Händeschütteln ist, war im alten China ein Handzeichen: die linke Faust wurde mit der rechten offenen Hand bedeckt. Damit wollte man seinem Gegenüber seinen guten Willen und friedliche Absicht bekunden. Die Handhaltung änderte sich jedoch, als Soldaten, Krieger und Kampfkunstmeister ihre Waffen selbst zum Gruß nicht aus der Hand legten, die sie meist in der rechten Hand hielten. Dies bedeutete jedoch keine Beeinträchtigung der Bedeutung des Grußes, da diese Waffen nach chinesischer Denkweise untrennbar mit ihren Besitzern verbunden waren. Durch diesen Brauch kam es im Laufe der Zeit zu einem Rollentausch der Hände, wobei nun die rechte Faust von der linken Hand bedeckt wurde, selbst wenn keine Waffe gehalten wurde. Heute sagt man auch, die rechte Faust (bei den meisten Menschen die Schlaghand) wird von der offenen linken Hand(die vom Herzen kommt) bedeckt, was eben diese Bedeutung von Frieden und gutem Willen ausdrücken soll. Neben diesem Gruß existieren in einzelnen Stilen aber noch andere, die damals z.B. von Geheimbünden als Erkennungszeichen benutzt wurden. Sie glichen dem herkömmlichen Gruß sehr und fielen gar nicht weiter auf. Heute beginnt und endet jede traditionelle Kung Fu - Form mit einem Gruß, als Ausdruck von Respekt und Höflichkeit. Dieser Gruß sollte unbedingt beherrscht werden, den eine nachlässig ausgeführte Begrüßung bedeutet eher eine Beleidigung und kann sogar, im schlimmsten Fall, eine Herausforderung bedeuten, denn eine Faust vor der offenen Hand bedeutet in manchen Stilen "Kampf auf Leben und Tod". TOP